Sichtbarkeit als Wert

Im Faz Blog Deus Ex Machina sülzt der Autor Nicander A. von Saage heute was von Aufmerksamkeit, Sichtbarkeit als Wert an sich und narzisstischem Gewinn vor sich hin. Er beginnt den Artikel mit Paris Hilton, um dann irgendwann bei Casting-Shows und DSDS zu landen. Die 35000 Bewerber bei DSDS in 2010 sind für den Autor entweder alle „rückstandslos enthirnt“ oder völlig mediengeil.

Ich will hier nicht DSDS in Schutz nehmen, das ist Schrott-TV. Das es immer ein paar Leute gibt, die mit aller Kraft nach Aufmerksamkeit geifern sei unbestritten. Aber in die Welt von Jugendlichen und ihre Motivationen hat der Autor offensichtlich nur einen begrenzten Einblick.

Ich hatte 2006 auf Mallorca die Gelegenheit einige Jugendliche bei einem DSDS-Casting zu begleiten.
Dass sie vermutlich niemals genommen, geschweige denn gewinnen würden, war allen Beteiligten klar. Die Hauptmotivation war der Spaß daran, sich das ganze Geschehen mal aus der Nähe anzusehen, vielleicht Dieter Bohlen  „in echt“ zu sehen und andere Leute zu treffen und kennenzulernen. Mit der selben Motivation fahren diese Jugendlichen zu einem Kirchentag, ohne dass ihnen jemand unterstellen müsste, das sie schwer katholisch oder sonstwie fromm wären.

Es geht um das Event an sich. Da passiert was und sie können live dabei sein. Die Chance, bei einem Casting erwählt zu werden ist nur wenig besser, als die Chance beim Lotto zu gewinnen und dieses kleine Kribbeln erhöht den Spaß an der Veranstaltung. Mehr nicht.