Phrasenverschiebung – Es ist Deutschland hier

Gestern haben wir von Guido Westerwelle erfahren: „Es ist Deutschland hier.“ Das war seine Antwort an einen Journalisten, der ihm eine Frage in englischer Sprache stellen wollte.

Ein, sagen wir: Interessanter Auftritt, welcher unterschiedlich heftige Reaktionen ausgelöst hat. Die Spanne geht von: „…er hat doch recht!“ bis zu: „so einer darf nicht Aussenminister werden!“

Ich habe mich in den letzten Tagen mal wieder mit einem meiner Lieblingsmusiker Steve Reich beschäftigt und versucht, das Konzept der Phasenverschiebung auf diesen Satz von Westerwelle anzuwenden und nenne es: Phrasenverschiebung. Der Ton läuft auf zwei getrennten Spuren, wobei eine davon etwas schneller als die andere läuft. Der Satz läuft also langsam auseinander – wirkt für eine Weile wie ein rasanter Kanon (ab 0:44) – und läuft dann wieder zusammen. In diesem mittleren Teil klingt es so, als ob noch jemand zweites „Yeah!“ sagt. „Es ist Deutschland Yeah!“

Das entsteht ausschließlich durch die Phrasenverschiebung, ist aber ein durchaus bemerkenswerter Effekt. Ein Konzept, das ich ausbauen möchte, hier ein erster Eindruck:

Der Begriff Phrasenverschiebung ist hier unbedingt in einem doppelt Wortsinn zu sehen. Neben der rein musikalischen Bedeutung hat er einen gewollten politschen Beiklang. Vor gar nicht allzu langer Zeit hätte man einen Politker ob solchen Verhaltens und Rede als Nationalisten getadelt.

Durch Phrasenverschiebung wird eine solche Haltung in die Mitte der Gesellschaft verschoben und harmlosisiert.