Im Web 2.0 kommunizieren Menschen ihre privaten Meinungen, emotionalen Zustände, Gedanken und Fetzen ihres inneren Monologs. Ein erkennbarer Sinn muss nicht unbedingt dahinter stecken, solange es andere interessiert und sie die entsprechende Profile, Blogs oder Twitter-Seiten aufrufen. Der Sinn ergibt sich dann genau aus diesem Interesse. Die Neugierde an zusammenhängenden Gedanken oder kreativen Schöpfungen von anderen kann ich verstehen, die hab ich auch. Aber Microblogging? Da tippen Leute in ihre mobilen Gerätschaften, was sie jetzt grade im Moment tun.
„Ich furze.“
„Ich trinke grad ein Bier mit Heino de Witt oder Watt.“
„Meine Popel schmecken heute morgen etwas fad.“
Wenn interessiert so ein Scheiss? Da fehlt doch nur noch ein Start-Up, das nen kleinen Chip unter die Haut jagt und permanent über Handy die aktuelle private Zusammensetzung (Mashup) und Mengen der körpereigenen biochemischen Botenstoffe automatisiert an eine betamässig rüberkommende Web 2.0 Plattform überträgt. Dann können alle Menschen in der Umgebung abrufen, wieviel Testosteron, Adrenalin, Östrogen, Melatonin oder was auch immer die entsprechende Person justamente durch seine Adern pumpt. Hormonblogging. Hiermit erhebe ich Urherberrecht auf dieses Wort! HORMONBLOGGING! Jawohl!
Das würd ja sogar noch Sinn machen. Da weiss ich, bevor ich zum Chef ins Büro gehe, das der grad voll Agro drauf ist (viel Adrenalin, Vorsicht!!) oder in welcher Phase des Zyklus die Freundin eiert (wenig Östrogene, will heute nicht kuscheln) und man kann sich so ein bisserl drauf einstellen. Bei mir würde grad rauskommen, dass mein Spiegel eine grössere Menge an Phenethylamin (ein Glückshormon) aufweist, da es solche Internetplattformen noch nicht gibt. Noch nicht.