Wahlwerbung in Bielefeld


Am 30. August 2009 sind die Kommunalwahlen in Bielefeld. Die Innenstadt hängt voll mit Plakaten und erst gestern gab es in der NW einen Artikel zur Wirkung der Plakate. In dem Artikel ist die Rede von „Leuchtkraft“ und „innerer Begeisterung“ zu den Marianne Weiß Plakaten. „Vielleicht engt ihn das Hände-Thema ein“, mutmaßt man dort über Pit Clausen.

„Was für ein behämmertes esoterisches Geschwätz!“, will man ihnen zurückrufen. Aber schauen wir uns die Plakate im Einzelnen an.

Die NW sieht als Gewinnerplakat Marianne Weiß von den Grünen mit dem „Trau Dich“ Thema:

Ich habe eine Weile gebraucht, um den Inhalt des Plakates zu entschlüsseln. „Bielefeld, trau Dich!“
Aber verdammte Hacke – was soll Bielefeld sich trauen??

Das steht da nicht! Ziemlich blöd. Bei den Grünen muss der Wähler Mut aufbringen – und erfährt nicht wofür.

Vermutlich: „Trau dich mit deinem Fahrrad auf einer Kreuzung rumzulungern. Scheiß auf die Autos! Laß dich zur Not umfahren!“
Och nö. Die wähl ich schon mal nicht.

[Im Programm der Bielefelder Grünen steht, das sie ein freies WLan in der Bielefelder Innenstadt errichten wollen. Das erzählen sie aber nicht. „Freies WLan für Bielefeld!“ Das wäre eine Plakatbotschaft, mit der ich zu bekommen wäre.]

Ok. Machen wir den PIT STOP. Hier das Plakat von Pit Clausen, SPD:

Pit Clausen verspricht uns ein schöneres Leben. Das ist aber nett von dem Onkel. Irgendeine Aussage darüber, wie er das anstellen will? Fehlanzeige. Denkt die SPD das wir alle PlemPlem sind?

[„Ich mach aus dem Kesselbrink einen Park mit Spielplatz!“ Sowas steht im Programm der Bielefelder SPD. warum sagen sie das denn nicht?]

Kommen wir zu dem vom Schatzmeister aus Sparsamkeit selbstgestalteten Clip-Art Kunstwerk der FDP:

Bielefeld kann vielleicht mehr, aber nicht die FDP.
GESTALTUNG GEHT ANDERS! Leistet euch doch einfach mal nen guten Grafiker. Davon gibt es im Bielefelder Westen ne ganze Horde. Geht über den Siggi und ruft laut: „Hey, wir brauchen einen Grafiker!“ und ein vielstimmiges „HIER!!“ wird euch entgegenschallen.

Und mit welcher Art Fortschritt will uns die FPD beglücken? Sagen sie nicht. Nur das die anderen dafür nicht schnell genug sind. Da geht es sicher darum, das sie uns noch schneller den Steuertopf leersenken oder noch schneller die Schere zwischen Arm und Reich öffnen können. Danke, ich verzichte auf diese Art Fortschritt.

Die CDU punktet mit Adels-Andeutungen und schickt uns den Herrn Landgraf:

Der Herr Land-Adel zwingt sich mühsam ein Lächeln ab (im Hintergrund die Altstädter Nicolaikirche fürs Christliche) und sagt uns: BILDUNG. ARBEIT. ZUKUNFT. Früher stand auf Wahplakaten – genauso inhaltsleer – immerhin:
MEHR BILDUNG. MEHR ARBEIT. MEHR ZUKUNFT.
Die CDU verzichtet also ebenso auf irgendeine politische Forderung oder Aussage, stattdessen ein paar Substantive, die irgendwie mit Politik zu tun haben. Bis auf Zukunft. Die kommt von alleine.

Die wollen gar keine neuen Wähler und wissen anscheinend, das sie auch keine mehr bekommen. Denen reicht es, das die Rentner den neuen OB schon mal gesehen haben.

Die BFB. Hach die BFB. Der grenzdebile Bielefelder Unternehmerstammtisch.
Neben diesem Plakat sei der Besuch ihrer Homepage anempfohlen. Ein Web 0.0 Museum.

Die BFB reduziert ihr Plakat darauf, einige Stadtteile zu nennen. So sind die.

Update: Hier ein Plakat von der Bürgernähe!

Ebenfalls ein Kandidatenplakat ohne irgendeine politsche Forderung. Die Wahrscheinlichkeit, das Hans Joachim Ludwig Oberbürgermeister wird, liegt bei 1:Irgendwasmillionen. Dementsprechend wenig zuversichtlich wirkt das Foto. Warum die Bürgernähe sich trotzdem dazu entschliesst einen Kandidaten mit Plakaten zu bewerben bleibt ihr Geheimnis. Schenken wir Herrn Ludwig ein Lächeln.

Zum Schluß das einzige Plakat, das eine politische Forderung aufstellt:

Die Linke fordert: Sozialticket jetzt.

Das ist tatsächlich das einzige Plakat mit einem Inhalt und bei dem man als Wähler gesagt bekommt, was die Partei will und wofür sie steht. Das haben sich wohl nicht die Bielefelder Linken ausgedacht, sondern das wird bundesweit für Kommunahlwahlen verwendet. Sei es drum. Damit sind sie der konkurenzlose Gewinner.

Die anderen Plakate sind echt schlimmer Müll und wollen einen für dumm verkaufen. Die NW verkauft uns mit ihrer Handlesen-Analyse ebenfalls als Hirnis.

Warum geht es auf diesen Plakaten nirgends um Politik?

Die elend lesbaren (und ich habe sie alle gelesen), jeweils ca. 30-40seitigen Wahlprogramme der Parteien findet man (als PDF) hier:
Die Grünen (mit freiem Wlan für Bielefeld)
SPD (immerhin, da war nen Grafiker dran)
FDP (mit Zwangssprachkursen für Migranten!)
CDU (hier findet man im Gegensatz zum Plakat ein paar Inhalte)
BFB (eine wirklich grausame Seite)
Die Linken (internal error or misconfiguration, ist nicht aufrufbar)
Bürgernähe

P.S.
Das ist hier eine unverschämt einseitige Auswahl von Plakaten und kein Vergleich sämtlicher Plakate. Die Bewertung ist völlig subjektiv. Wer es gerne ausgewogen und sachlich mag, wird hier nicht das Gewünschte finden. Mit den Linken habe ich inhaltlich nix am Hut. Mein inhaltlicher Favorit ist die Bürgernähe.

13 Gedanken zu „Wahlwerbung in Bielefeld

  1. Das Problem ist, dass die OberbürgermeisterInnen-Wahl eine stark personen-orientierte Wahl ist. Dewegen gibt es im Wahlkampf auch reine Personenplakate, auf denen Inhalte keine große Rolle spielen. Diese Plakate dienen ja gerade dazu, die KandidatInnen bei den Wählerinnen und Wählern bekannt zu machen. Das du von den Linken nur ein Themenplakat gefunden hast, könnte daran liegen, dass sie keine Personen zu bieten haben.

    Allerdings verschweigst du, dass es auch von anderen Parteien Themenplakate gibt.
    Von den Grünen: http://zeit-fuer-gruen.de/2009/07/10/vorgestellt-die-plakate/
    Von der SPD gibt es Großplakate zu verschiedenen Themen und von der FDP habe ich auch schon Themenplakate gesehen (blaue Schrift auf gelben Grund)

    Und was es mit dem grünen „Trau Dich!“ auf sich hat, wird im Blog von Marianne Weiß klar:
    http://marianne-weiss-fuer-bielefeld.de/?p=943
    Die WählerInnen sollen sich trauen, eine Kandidatin jenseits von Clausen/Landgraf zu wählen, denn Mut wird belohnt.

  2. lol
    schau mal auf deinen eigenen block. wie inhaltsleer ist denn bitte das plakat/werbebanner der piraten hier? …also bitte
    und wenn du shcon plakate vergleichst, dann doch bitte alle. bei den einen nimmst du OB-kandidatInnen-plakate bei anderen die stadtratswahlplakate…passt doch nicht

  3. Hey Uwe!
    Ne kurze Frage…weiss du noch wie dieses spiel hiess wo du mal drueber geschrieben hast. Das mit so einem kleinem Mann aus Knetgummi und man musste Rosenkohl auf Tuermchen sortiern. Hmmm…Vielleicht ist das eine schlechte beschreibung.

  4. ich finde als aktiver blogger sollte man es dir zumuten können ein kleinen verweis daruf zu schalten wer verantwortlich für den inhlt dieser seite ist
    dann muss man nicht erst whois befragen

    auf einem blog wo du aktiv bist steht als erstes thema:
    Tipps zur seriösen Recherche. Quellen im Internet überprüfen
    find ich klasse, solltest du auch mal durchlesen und beherzigen

    das du gerne an projekten mitwirkst die einen „kleinen“ linkdrall haben weiß ich auch so, das brauchst du hier nich nochmal aufgreifen..

    zuguterletzt wollt ich eigentlich noch wissen was dich an der gestalltung des FTPÜ plakates stört, das ist eigentlich gut gelungen.

  5. Mit der Fixierung des Kommunalwahlkampfs auf die OB-Kandidaten liegen wir ganz schön falsch! Nicht der OB entscheidet über die Zukunft unserer Stadt, sondern die politische Mehrheit im Stadtrat! Der OB ist der Chef der Verwaltung und Repräsentant der Stadt. Er ist verantwortlich für die Entscheidungsvorlagen für den Stadtrat, die bisher meistens einseitig parteipolitisch, ohne Pro und Contra sowie Nutzen-Kostenanalyse den Ratmitgliedern nach dem Motto „stimm einfach zu“, denn für eigene Recherchen hast Du sowieso als Ehrenamtlicher keine Zeit!.

    Dass BÜRGERNÄHE einen OB-Kandiaten aufgestellt hat liegt einfach daran, dass man ohne OB-Kandidat mit seinem Wahlprogramm einfach nicht in den Medien present ist! Außerdem sollte es personell eine parteipolitisch unabhängige Alternative geben! BÜRGERNÄHE will damit dem pateipolitischem „Filz“ in der Verwaltung entgegen wirken.

    Außerdem hat BÜRGERNÄHE auch ein Wahlprogramm in Netz!!!

    http://www.buergernaehe.de

  6. Lustig ist, was ernst macht !
    Also liebe pateipolitischen Kommentatoren, lasst den Uwe mal seinen Humor, und keine Angst, euch nehmen noch genug Leute ernst .-))

  7. Hmmm… also wenn man schon intellektuell angehauchte Designkritik unter die Leute bringen will, wäre es weniger peinlich, wenn man zumindest die „Das(s/ß)-Regel“ kennen würde. Kategorisch alles mit einfachem S schreiben ist jedenfalls unter keiner der verschiedenen Rechtschreibreformversionen erlaubt. Nur, wenn sich das „Das“ auf ein im vorhergehenden Satzteil genanntes Nomen bezieht, schreibt es sich mit einem S. Wenn es einen Konsekutivsatz einleitet, schreibt man es je nach Gusto bzw. Rechtschreibreformpräferenzen mit ß oder mit doppeltem S.

    Aber genug des Deutschunterrichts. An sich hat der Autor ja durchaus Recht, zumindest in Teilen, wobei ich in der Einschätzung des Grünen-Plakats widersprechen würde. Viele von uns, die für Rot-Grün sind und zwar eher für Grün als für Rot, wählen aus strategischen Gründen eher Rot, weil Grün ja eine „verschenkte Stimme“ wäre. Ich denke, es ist ziemlich offensichtlich, dass das Grünen-Plakat diesem Denkmuster entgegentreten will. Und ich glaube auch, dass diejenigen unter uns, die informiert genug sind, um am 30. August ein wohlüberlegtes Kreuz zu setzen, dies verstehen werden.
    So, das wär mein Senf dazu.

  8. @alle Kommentatoren
    Bitte macht weiter so. Hier findet echter Wahlkampf statt. Find ich super und so war es gedacht! Das darf gerne noch zugespitzter und aggressiver werden. Und Kritik an jeglichem Verstoß gegen Schreibregeln ist ebenfalls unbedingt angebracht. Find ich selber lausig. Danke für die Hinweise!

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