Raus aus den Hinterzimmern

Update:
Die Bielefelder Selbsthilfe hat zu dem Thema einen offenen Brief mit bitte um Offenlegung aller Pläne und Absprachen an OB Pit Claussen geschickt. Hier der Brief als PDF »

In Bielefeld möchte der Essener Großinvestor MFI das komplette Quartier Wilhelmstrasse abreißen und durch eine Shopping-Mall ersetzen. Die Pläne dazu sind bisher in Hinterzimmern abgehalten worden, so langsam sickern Informationen durch und es regt sich sowohl Zuspruch als auch Ablehnung. Die Entmietung einzelner Wohnung und Läden hat bereits begonnen.

Die Pläne des Investors würden das Gesicht und den Charakter der Innenstadt deutlich verändern. Ohne massiven Verkehr von ausserhalb würde das ganze keinen Sinn machen, weil neue Verkaufsflächen dann nur den alten das Geschäft nehmen würden. Darüber scheint zumindest die Kaufmannschaft der Bielefelder Altstadt „not amused“ zu sein, wie man heute aus gut unterrichteten Kreisen auf dem 1. Bielefelder Stadt-Spaziergang hören könnte.

Etwa 200 Leute nahmen an diesem Spaziergang Teil und konnten sich gemeinsam mit Christian Presch und Ulrich Burmeister vor Ort ein Bild von den Plänen machen.

Ulrich Burmeister erzählt von der erfolgreichen Initiative zur Erhaltung der Ravensberger Spinnerei, die heute zu den schönsten Bielefelder Gebäuden gehört:

So ist der Blick in die Herforder Strasse heute:

So könnte der Blick mit der geplanten 3-geschossigen Brücke vom alten Quelle-Parkhaus in die neue Shopping-Meile in Zukunft aussehen:

Diese Gründerzeit-Villen würden abgerissen werden und durch hübsche LKW-Liefereinfahrten für die Shopping-Mall ersetzt:

So richtig leuchtet mir noch nicht ein, wie die Pläne eines schönen und ruhigen Innenstadt-Platzes am Kesselbrink mit einer riesigen Einkaufsmeile + Parkhaus + viel mehr Autoverkehr zusammen passen sollen. Der Kesselbrink wird grade mit 15 Millionen EUR aus öffentlichen Geldern und genau diesem Ziel umgebaut. Beim Umbau des Kesselbrinks wurde von der Stadt viel Wert auf eine Bürgerbeteiligung gelegt. Bei dem direkt angrenzenden Quartier einem Investor freie Hand zu geben und die Öffentlichkeit mit fertigen Plänen zu konfrontieren zeigt, das Politik und Wirtschaft noch nicht gelernt haben, das wir im 21. Jahrhundert angekommen sind.

Ohne rechtzeitige Beteiligung von Bürgern und auch der ansässigen Kaufmannschaft könnte sich hier ein tiefer Graben zwischen Befürwortern und Gegnern auftun. Da werden die ersten jetzt schon mal nach einer Bielefelder Variante des Juchtenkäfers suchen.

Was haltet ihr denn von den Umbauplänen und was wäre eure Idee für dieses Quartier?

2 Gedanken zu „Raus aus den Hinterzimmern

  1. Solange das Wilhelmsquartier von Hauptverkehrsadern eingeschlossen ist, ist es sinnlos, da auch noch eine Mall hinzusetzen. Und wenn man den Verkehr dort abschwächt, um das Ganze fußgängerfreundlicher zu machen, dann müsste man entsprechende Ersatzadern schaffen, von denen ich bisher nichts gehört habe. Also würde diese Mall ebenso eine Totgeburt werden, wie es die Arkaden seit Jahren sind. Daher sollte man entweder das WQ so lassen, oder die schönen, alten Gebäude, von denen BI ohnehin viel zu wenige hat, ordentlich modernisieren.

  2. Selbst in 1a Lagen wie der Marktpassage gibt es einigen Leerstand. Wie da noch ein weiteres Shopping-Center ausgelastet werden soll scheint mir rätselhaft.

    Die Idee einer autofreien Innenstadt soll es ja durchaus geben, das könnte man ja mal als Frage bei Abgeordnetenwatch an die Bielefelder Parteien stellen, ob und wer das plant und unterstützt.

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